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Donnerstag, 18. September 2008
Did you say non-nein, oui-ja?


Das „cinema“ in Locarno zeigte 1995 den kitschigen Liebesfilm „Only You“. „Nur für Dich – Only You ist eines jener Werke, die zur Kategorie der übersehenen Filme gehören. So blieb ihm im Kino leider die Aufmerksamkeit, die er verdient hätte, versagt.“ (aus amazon.de). Story: Eine Frau sucht einen Mann, dessen Name ihr auf die Frage, ob sie jemals die große Liebe finden wird, auf einem Oui-Ja-Board vorhergesagt wird. Das Oui-Ja-Board gleicht einer Art Schreibmaschinentastatur, die auf ein Holzbrett gedruckt ist. Name und Design des Boards sind nach US-Patent geschützt, das Brett wurde u.a. von der Spielzeugfirma Parker vertrieben. „Das Oui-Ja-Board ist ein Hilfsmittel der spiritistischen Automatisten: man stellt ein Glas darauf oder einen anderen Gegenstand, auf den die Teilnehmer einen Finger legen, durch unbewusste Muskelbewegungen kommt dieser Gegenstand in Bewegung – nach spiritistischer Ansicht durch das Eingreifen Verstorbener. Nach einiger Zeit werden häufig die Buchstaben des Oui-Ja-Boards in sinnvoller Reihenfolge berührt, und es ergibt sich ein Text, der eine Mitteilung enthält.“ (aus sphinx-suche.de) Die Automatisten scheinen mir die populärsten Spiritualisten zu sein, denn wer hat nicht einmal aus Jux ein Pendel schwingen lassen.

Das „Centro Coop“ liegt an der Piazza Grande, die im Sommer als Freilichtkino für die Filmfestspiele genutzt wird. An diesem Tag gab es dort Gießkannen, ein (in den Augen des Großstädters) lächerlich gesichertes Fahrrad und eine klassische rote Vespa mit großem Windschutz als Eyecatcher. Der Fotograf spiegelt sich in der glänzenden Karosserie der Vespa. Das hinter der Vespa stehende Puch-Mofa geht fast völlig unter, in den Gitterboxen unter den vollgestellten Arkaden warten Unmengen an Grillkohle auf die nahende Sommersaison.

Später aß ich einen „Tessiner Teller“ im Restaurant, eine mittelgesunde Wurst-Käse-Platte regionaler Spezialitäten. Zum Hotelzimmer in der „Villa India“ ging es über einen sich in die Höhe schlängelnden Weg, der rechts und links von Walderdbeerpflänzchen gesäumt war. Zum Berg hin konnte man die kleinen Beeren bequem in Hüfthöhe abpflücken. Der Blick aus dem Hotelzimmer führte zwischen Palmen hindurch, direkt auf den See. Nachts waberten unzählige, gelbe Lichter am anderen Ufer des Lago Maggiore. Die „Villa India“ hatte Kultstatus, die Ausstattung der Zimmer hatte sich seit den 1970ern nicht mehr verändert. Dieser Charme übertünchte gnadenvoll den aufgelaufenen Renovierungsstau, die Zimmerpreise waren allerdings längst in den 1990ern angekommen. Der Blick auf den See hatte eine gewisse Magie. Die Täler im Hinterland des Lago Maggiore erinnerten mich dagegen an die Modelleisenbahnlandschaften, die mein Bruder in seiner Jugend zusammenleimte. Selbst Steinbrüche und Sägewerke sahen dort merkwürdig abgestaubt aus, als ob jeden Morgen ein großer Handfeger über die Landschaft gefahren wäre.

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Letzte Aktualisierung: 2008.09.18, 20:17
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