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Mittwoch, 19. März 2008
Was macht eine Dan Fogelberg Musikkassette auf dem Beifahrersitz eines verunglückten Dogde Saturn – handelt es sich hierbei um ein Versprechen?
linkheu, 23:03h
![]() Der Dogde Saturn ähnelt dem Chrysler Neon, der auch bei uns verkauft wurde. Am unteren Ende der Skala wollte man sich keine gestalterische Blöße geben und schwang sich zu der kühnen Behauptung auf, dass solle wohl eine Limousine sein. Limousineichenholz für Fassbrause? Obwohl der Wagen wie eine Limousine aussieht, ist sein Platzangebot doch äußerst bescheiden. Ich hatte in den USA mal solch ein Auto angemietet. O.k., ich hatte billigste Holzklasse gebucht, und so etwas wurde mir dann konsequenterweise vor die Nase gestellt. Etwas dunkles, metallisch glänzendes von eigentümlicher Farbe sagte: „Hallo, ich bin ein Mietwagen mit einem dummen Touristen drin.“ Wer erfindet eigentlich solche Fahrzeuginnenräume? Will man die Benutzungszeiten kurz halten? Soll das etwa ökologisch sein? Bringen einen die Plastikausdünstungen um den Verstand? Ist Grau keine Farbe? Wird schwarz zu heiß? Sind Wurzelholzintarsien wirklich der Oberklasse vorbehalten? Ist die Polsterung graffitisicher wie in den öffentlichen Verkehrsmitteln, oder sollen Flecke von leichtfertig im Wagen verspeistem Junkfood nicht so auffallen? Soll es ein Muster sein, dass man garantiert nicht nachkaufen kann? (Ein Ersatzautositz kostet ein Vermögen, denn niemand braucht jemals solch ein Ersatzteil, auch dieser Dodge Saturn wird wohl keine Ersatzsitze mehr benötigen...) Wahrscheinlich ist dieses Grau einfach das Grau welches man erwartet, steigt man in so ein Auto ein. Alles andere würde einen eventuell verstören, man wähnte sich am falschen Platz. Als ich drin saß, dachte ich: Huch, ein bisschen eng hier vorne, schieb doch mal den Sitz zurück! Aber der war leider schon in seiner hintersten Position. Also erkundete ich die Weiten Amerikas mit den Knien zwischen den Ohren. („Amerika“ ist genauso wie in diesem wunderbaren Herbert Achternbusch Film, wo dauernd diese Trucks durch die Gegend fahren: auf Autobahnen, über Brücken, stets mit Tele in einer hübschen brüchigen Optik gefilmt und dazu tagebuchartige Endlosmonologe, über Bezüge und Beziehungen.) Genau genommen liegt gar keine Musikkassette auf dem Beifahrersitz, nicht mal eine Kassettenhülle, sondern nur das bedruckte Cover der MC. Die Verwerfungen in dem Wagen werden wahrscheinlich gewaltig gewesen sein. Das Dateiformat Musikkassette ist sicher ein Auslaufmodell. Der tragbare Radiorekorder und das Autoradio sind längst mit einem CD-Laufwerk bestückt. Lag der Preis für ein tragbares Gerät mit CD lange so bei 35€, (mit abnehmbaren Lautsprecherboxen, die immerhin ein bescheidenes architektonisches Moment bieten - nicht dieser vermaledeite 5.1 Kanal D**** Surround, der das Wohnzimmer mit kleinen schwarzen Kuben vollwürfelt) scheint der Preis jetzt abgestürzt zu sein. Ich sah ein klappriges, silbernes Etwas mit CD-Player vor ein paar Tagen für 14,95€. Musikkassetten (MC´s) gibt es von Originalinterpreten, neu und eingeschweißt für 0,49€. Das Auto scheint die letzte Bastion der Kassettenabspielgeräte zu sein. Der Kassettenspieler war schon drin, fuhr schon viele Jahre durch die Gegend, bevor man sich selbst hinter das Lenkrad des günstigen Gebrauchten klemmte. Natürlich gibt es in unserem Auto auch ein paar Kassetten, die aber niemand hört: ABC – The Look Of Love (genau, die für 0,49€!), eine mit französischen Chansons (hat wohl jemand dort vergessen) und eine Best of des Sugerhill Labels, hört man leider auch nie, hätte man aber gerne als MP3. ![]() Es gab, in einer Übergangszeit - die Zeit zwischen MC und CD - Adapter in Form einer Kassette, die es erlaubten einen externen CD Player anzuschließen – Stromversorgung über den Zigarettenanzünder (Alle von Menschen erdachten Geräte gibt es übrigens in Versionen, die sich am Zigarettenanzünder betreiben lassen). Der CD-Adapter war ein trojanisches Pferd, der Anfang vom Ende der Kassette sah also selber aus wie eine! Aber was sind schon Adaptionen, gemessen an ihren Vorbildern? Was ist schon ein Festplattenabsturz gegen Bandsalat, diese wunderbare haptische Erlebnis! Kassetten hatten fünf kleine Schräubchen auf der Seite, öffnete man sie, gelangte man ins Innerste, das war bestückt mit zwei feinen durchsichtigen Cellophanscheibchen als Fensterglasimitat und den beiden gewickelten Bandrollen. Wie oft habe ich verknotete Bänder wieder auseinandergefummelt! Klar, wenn die Kassette wieder lief, hatte man eine dumpfe Stelle im Musikstück, aber die war variabel, änderte sich manchmal so gar ein bisschen zum besseren, bildete man sich jedenfalls ein. Dan Fogelberg, ich erinnere mich nur an den Namen, Vogel mit F hatte sich irgendwie eingeprägt, passt auch gut zu einem Singer/Songwriter, halt ziemlich authentisch mit Follbart... Wie war das eigentlich mit den Songwritern, die einen nachdenklich bildfüllend von den Plattencovern anblickten? Die kalifornische Fraktion hatte so eine dandyhafte Arroganz vom zu vielen Bescheid wissen. Die anderen hatten nur ihre nackte Ernsthaftigkeit: Jeans und Boots, Boots und Jeans. Den Prototypen des Rockfans lernte ich einmal in Kanada kennen. 400 Meilen wurden nächtens zum Stones Konzert in einem Baseballstadion gefahren, nur um am nächsten Morgen wieder auf der Arbeit zu stehen. Der Fan rauchte Dope, machte eine Riesenshow daraus, goss Bier in den Blumentopf oder drückte seine Kippe darin aus - den Rest habe ich vergessen... Es gab endlose Kiefernholzpaneele in Häusern, die nur aus Hobbykellern bestanden, Tiefkühltruhen voller Rindersteaks und gestutzte Schnurrbärte. Dan Fogelberg ist 2007 verstorben, das wusste ich nicht und da finde ich es doch schon ein wenig merkwürdig, dass ich diese Fotos entdeckt habe... Für die Behandlungskosten seiner Krankheit musste er seine Ranch verkaufen. Der Unterschied zwischen einer Farm und einer Ranch ist ungefähr so, wie zwischen einem Bauernhof und einem Agrarbetrieb. Eine Farm ist eine kleine Farm, eine Ranch ist eine große Ranch. Eine Ranch ist eher ein Arbeitsprozess: extensive Viehwirtschaft auf tendenziell zu trockenen Böden. Eine Steaksoße ist Smokehouse Style, Ranch Style, aber niemals Farm Style. Nichts Verruchtes oder Verräuchertes hat die Farm an sich, nur das Ehrliche, als Erzeugergemeinschaft jenseits der Armutsgrenze im ländlich unterentwickelten Raum. Ein Sprachrohr, zerknüllt von ein Paar Prospektemachern im Landwirtschaftsministerium; aber ich will nicht in endlose Weiten abschweifen, die man mit Mähdreschern in Fünferformation abfahren muss. Ich habe nachgesehen, die auf dem Beifahrersitz liegende Dan Fogelberg Kassette gibt es wirklich. Warum auch nicht, schließlich liegt sie ja dort auf dem Sitz. Aber auf der offiziellen Dan Fogelberg Webseite, in der offiziellen Discografie, da gibt es diese Kassette nicht. Auf a***** gibt es sie dann wieder auch als CD. Ist diese CD so eine Art unautorisierte Best of? Aber warum heißt sie dann Versprechen, Verspechen lohnt sich nicht, denn die viele Angebote der MC rangieren so zu Preisen zwischen gefühlten 2,32$ bis 3,66$ plus Porto und Versand, Steuern und Gebühren. Die Songtitel will ich nicht vorenthalten, also Dan Fogelberg Promises enthält/ besteht aus/ setzt sich zusammen/ stellt vor/ präsentiert: 01. To The Morning 02. Part Of The Plan 03. Souvenirs 04. Looking For A Lady 05. Song From Half Mountain 06. Leader Of The Band 07. More Than Ever 08. Come And Goes 09. Old Tennessee 10. Promises Made Das klingt ehrlich, von der Hauptstraße abbiegen und Feldstudien betreiben! ![]() Ich mag den Mann neben seinem Auto! Ich weiß wie er heißt und er hat furchtbar viele Fotos von Familienfeiern auf seiner flickr Seite. ... link (1 Kommentar) ... comment Braucht die Provinz jedwede Hilfe?
linkheu, 22:59h
![]() In Almodóvars (...)Film „Alles über meine Mutter“ gibt es einen Moment, in dem der Film eine ungeheure Wendung nehmen, wo plötzlich eine radikal neue Geschichte beginnen könnte: die Mutter beobachtet einen Mann, der das Krankenhaus verlässt, einen Mann, in dessen Brust womöglich das Herz ihres tödlich verunglückten Sohnes schlägt, das durch eine Organtransplantation dorthin verpflanzt worden ist. Den sehnsuchtsvollen Blick der Mutter übersetzt Almodóvar in einen Zoom der Kamera auf diese Brust, in einen Zoom, der es dem verpflanzten Organ gleichtun, der in diesen Körper hinein möchte, sich hineinversetzen in ein anderes Leben, das von dem Herzen des toten geliebten Wesens beseelt wird. Mit diesem Zoom bahnt sich eine fundamentale Grenzverrückung an, eine Neudefinition dessen, was das Prinzip der Identifikation für das Melodram bedeutet. Melodramen operieren gewissermaßen mit einem Mechanismus, der einer Herztransplantation gleichkommt.“ (Zitat: Wolfgang Lasinger) Der Beginn des Filmes ist wirklich furios, ich kann mich tatsächlich auch nur an diese Szene erinnern. Der Sohn der Hauptdarstellerin stirbt gleich zu Beginn bei einem Autounfall in Madrid. Sein Herz wird einem jungen Mann in La Coruna transplantiert. Die Mutter reist nach Barcelona um Kontakt mit seinem Vater aufzunehmen. Das Melodram der Städte: Madrid, das ernsthafte Unglück, La Coruna, die fremd- und unterversorgte Provinz und Barcelona: die lebendige Stadt mit den vielen Wahrheiten, nicht nur des eigenen Lebens. Zu Beginn des Films schwebt die Kamera aus dunklen Wäldern kommend, pathetisch über das beleuchtete Häusermeer Barcelonas ein.1991 war das Jahr vor den olympischen Spielen. Am neuerbauten Olympiastadion, gab es eine hässliche Pferdeskulptur. Das Stadion wirkte auf mich mickrig, kantig, unproportioniert. Die Stadt war hinter Bauzäunen verschwunden. Eine neue Stadtautobahn versperrte den Zugang zum Meer. Am Meer fand sich keine Stadt, nur industrielles Brachland, direkt am Strand ein paar hübsche Palmenhaine. In Barcelona besuchte ich einen befreundeten finnischen Maler. Der Maler wohnte dort bei seiner finnischen Freundin, die ein Stipendium hatte. Wir teilten uns die Wohnung. Tagsüber ging ich in schwarzweiß fotografieren, dass fand ich damals künstlerisch wertvoller und authentischer als die zufälligen Farben von Kodak oder Fuji.. Wir tranken Caffé Coretto zum Frühstück. Barcelona war vollgestellt mit Botero Skulpturen, fette Kugelkatzen und dicke Kugelmenschen, Die Stadt war steinern, ohne Grün, symmetrisch angelegt. Die Altstadt war touristisch, mit Wurzelholztischen und Unmengen an Gestühl im Außenbereich. Die Straßenkreuzungen waren oktagonal abgeschliffen, vier abgeschrägten Seiten, Platz für unzählige Kioske. Barcelona lag im Städtedrama ganz weit vorn, ohne autoritären Verwaltungsapparat wie Madrid und nicht herztransplantiert wie die hinter den Wäldern beginnende Provinz... ... link (0 Kommentare) ... comment ... older stories
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Letzte Aktualisierung: 2008.09.18, 20:17 status
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